Elsa Sichrovsky Vor einigen Jahren beteiligte ich mich an einem Freiwilligenprojekt, das ein Essenszentrum für weniger bemittelte Schüler betrieb. In den ersten zwei Jahren half ich bei der Reinigung der Küche, beim Einkaufen von Lebensmitteln und bei der Zubereitung von Mahlzeiten. Ich war stolz darauf, dazu beigetragen zu haben, ausgewogene, leckere und dennoch kostengünstige Mahlzeiten zuzubereiten. Mein Fleiß wurde von den Leitern der Organisation anerkannt und mir wurde mehr Verantwortung für die Finanzierung und die Gestaltung der Menüs übertragen. Im dritten Jahr, in dem ich an diesem Projekt teilnahm, verlagerte das neue Management den Schwerpunkt der Organisation auf die Bereitstellung von Förderunterricht in Englisch und Naturwissenschaften für Schüler in gefährdeten Stadtvierteln. Das Essenszentrum wurde drastisch verkleinert und ein bedeutender Teil des Küchenpersonals, einschließlich meiner selbst, wurde als Lehrerassistentinnen eingesetzt. Die meisten der ehemaligen Köchinnen waren froh, ihre Arbeit im Hintergrund als Küchenpersonal hinter sich zu lassen und genossen den direkten Kontakt mit den Kindern, aber ich nicht. Das Gemüse und die Töpfe hatten nie mit mir gestritten, aber im Klassenzimmer sah ich mich wilden und unberechenbaren Schülern und einem Lehrer gegenüber, der seine eigene Meinung darüber hatte, wie ich ihm helfen sollte. Die Ungewissheit des Klassenzimmers, neben dem Verlust meines gemütlichen Nestes, dem Ort, an dem ich mich erfüllt und in Kontrolle fühlte, war nerv tötend, und während ich meine grundlegenden Aufgaben erfüllte, brachte ich dem Klassenzimmer nicht die gleiche Begeisterung und Gewissenhaftigkeit entgegen, wie ich sie der Küche entgegengebracht hatte. Eines Tages beschwerte ich mich bei einem meiner Ex-Kollegen über das neue Management. Er konnte mitfühlen: „Ja, es war nicht leicht für mich, zu sehen, wie die Organisation, der ich so viel Zeit gewidmet hatte, ein anderes Gesicht bekam!“ Dann fuhr er fort: „Aber Veränderung ist ein integraler Bestandteil des Lebens, und manchmal lohnt es sich, sich den Gegebenheiten anzupassen und mit dem Strom zu schwimmen!“ ![]()
„Aber ich weiß nicht, wohin das alles führt!“, protestierte ich. „Ich fühle mich wie ein Fisch auf dem Land!“
„Erinnerst du dich, wie die Küche für dich auch einmal ein neuer Ort war?“, erinnerte er mich. „Oh je, das scheint schon ewig her zu sein!“, erwiderte ich. „Genau. Du hast viel über die Küche gelernt, und du wirst viel über das Unterrichten lernen, wenn du bereit bist, aus deiner Kuschelecke herauszukommen.“ Auch Jahre später bin ich noch dankbar für den freundschaftlichen Rat und ich rufe ihn mir immer wieder vor Augen, um schmerzhafte Prozesse der ständigen Veränderungen in meinem Leben zu meistern. Solange ich mich darauf beschränke, nur das zu tun, was ich mag und worin ich mich auszeichne, hemme ich mein persönliches Wachsen. Aber wenn ich mich den Gegebenheiten der Veränderung anpasse, um mich von ihnen vorwärts treiben zu lassen, kann ich mir neue Fähigkeiten aneignen und mich neuer Erfahrungen erfreuen.
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Text courtesy of Activated magazine. Used by permission
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Elsa Sichrovsky
„Egal wie gut du dich vorbereitet hast“, warnte mich meine Freundin, „der erste Tag an der Uni wird eine überwältigende Erfahrung sein.“ Ich fragte mich, wieso sie etwas so Harmloses wie eine Universität für überwältigend halten konnte, aber ich sagte ihr, da ich die High-School gepackt hatte, würde ich sicher auch die Uni schaffen. Ich verließ die U-Bahn-Station, den Lageplan des Campus in der Hand, und ging zielstrebig Richtung meines ersten Klassenraumes, hoffend, die richtige Richtung erwischt zu haben. Ich habe noch nie ganz kapiert, wie man Karten benutzt und auch Hinweisschildern wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Letztendlich verbrachte ich zwei Stunden damit, hilflos über das Gelände der Uni zu irren, das stolze Elf Campus-Bereiche aufweist. Endlich stolperte ich in meinen Raum, fünfzehn Minuten vor dem Ende. Als ich erschöpft in meinen Sitz sank, erinnerte ich mich an die Worte meiner Freundin. Nachdem ich meine Mitstudenten nach der Richtung gefragt hatte, fand ich erfolgreich meinen nächsten Kursraum, eine Einführung in Linguistik. Eine Frau in Sportshirt und Baggy-Jeans saß draußen auf einer Bank. Hausmeisterin, vermutete ich, und betrat den Raum, wo eine Frau in einer Bluse, einem schwarzen Rock und Highheels auf die Tafel schrieb. Der Professor, vermutete ich. Sie fuhr mit dem Unterricht fort mit einem kurzen mündlichen Test. Dann öffnete die Frau in Jeans die Tür und stellte sich als Frau Professor (und hervorragende Linguistin) Lee vor und machte uns dann mit ihrer Assistentin bekannt – die Frau mit der Bluse! Es gab noch mehr Überraschungen beim nächsten Kurs, einer Einführung in westliche Literatur. Ich lauschte Daten, Fakten und Darstellungen, die ich alle sorgsam notierte. Es stellt sich heraus, nichts davon war von Nutzen. Stattdessen fand ich mich nach einer Stunde in einer Gruppe Wildfremder wieder, die die Aufgabe bekamen, ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, komplett mit Musik, Kostümen und Bühnenbild und so weiter – und das alles innerhalb von zwei Wochen! Natürlich, am Ende des Semesters kannte ich die stillsten Ecken zum Lernen auf dem Campus, unser Theaterstück kam gut an und ich lernet, Professoren kleiden sich, wie immer sie mögen. Als ich reuevoll auf meinen Anfänger-Blues zurückblickte, wusste ich sicher, das würden nicht meine letzten Erfahrungen als „Neuling“ sein. Wie unbequem solche Situationen auch sein mögen, sie können mich dazu bringen, kühner zu werden, indem ich lerne, ohne alle meine Sicherheitsnetze und Hilfsmittel zu funktionieren. Das Beste von allem, die erlangte Reife wird meine unbequemen Anfänger-Schnitzer bei weitem übertreffen und überschatten. Mit freundlicher Genehmigung von Activated Magazin. Bild gestaltet von Freepik. |
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